Aufgewacht als „Sorgenkind“

Ein neues Buch vergleicht die Situation von Schwerbehinderten der DDR mit denen in der BRD und in der Zeit nach 1990

Von Matthias Krauß

Was ist seit der Wende nicht alles besser geworden für die körperlich Schwerbehinderten in Ostdeutschland! Barrierefreiheit ist nicht überall durchgesetzt, aber im Vergleich zur DDR-Zeit beachtlich fortgeschritten. Technische Hilfsmittel auf einem weitaus höheren Niveau, mehr Medikamente stehen ihnen zur Verfügung. Ihre Wohnsituation hat sich – insgesamt gesehen – deutlich verbessert. Behinderte haben heute Interessenvertretungen, die hatten sie – von den Blinden und Gehörlosen abgesehen – in der DDR nicht. Die allermeisten betreuungsbedürftigen Schwerstbeschädigten leben heute in ihnen angemessenen Verhältnissen. Gab es damals ein staatliches Programm zur „Inklusion“? Nein, aber heute gibt es das. Kann man vor diesem Hintergrund sagen, dass die meisten, zumindest aber sehr viele Behinderte in den neuen Bundesländern sich nicht nur als Verlierer der Einheit fühlen, sondern es tatsächlich auch sind? In seinem neu erschienenen Buch Buch „Inklusion statt ‚Sorgenkind‘“ erhebt der Leipziger Autor Werner Wolff diesen Vorwurf. Als Betroffener und mit der Thematik Befasster listet er auf, was aus der Perspektive von körperlich Behinderten wesentlich ist im Vergleich DDR – Bundesrepublik Deutschland und auch im Vergleich zu dem, was sich seit 1990 in diesem Bereich vollzogen hat. Was eine Gesellschaft wert ist zeigt sich nicht zuletzt an ihrem Umgang mit den Schwachen.

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