Verfolgt bis über den Tod hinaus

Zur Beerdigung des Ministerpräsidenten a.D. Manfred Stolpe

Von Matthias Krauß

„Er hat die tödliche Dosis überlebt“, hieß es in westlichen Redaktionsstuben, als 1994 die Brandenburger bei der Landtagswahl ihrem Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und seiner SPD mit 54 Prozent Zustimmung den größten aller
jemals erzielten Triumphe verschafften. So endete damals die jahrelange Belagerung eines Mannes, der als Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche, später als Ministerpräsident des Landes Brandenburg und noch später als Bundesverkehrsminister tätig war. Die endlosen Stasi-Vorwürfe hat Stolpe überstanden, den Weg allen Lebens ging er dennoch: Am 29. Dezember starb der umstrittene Politiker. Vergangenen Sonnabend, am 25.Januar, wurde er auf dem Bornstädter Friedhof Potsdams beigesetzt. Einige Tage zuvor fand aus diesem Anlass der ehrende Gottesdienst in der bis auf den letzten Platz besetzten Nikolaikirche von Potsdam statt. Gekommen waren hunderte Verwandte, Weggefährten, einstige und gegenwärtige politische und kirchlichen Prominenz.

Verfolgt bis über den Tod hinaus weiterlesen

„Vielleicht lachen Sie jetzt über mich“

Udo an Erich: „Sonderzug“ war Dokument meiner Irritation

Rocklegende Udo Lindenberg und DDR-Staatschef Erich Honecker machten sich bekanntlich gegenseitig und in aller Öffentlichkeit Geschenke – und das, obwohl ihr Verhältnis nicht immer ein ungetrübtes war. Aber unter Freunden kann man sich auch mal verzeihen, wie der Brief beweist, den Udo im August 1983 an Erich sandte. Dass der Rocker in diesem Brief zu seinem Lied „Sonderzug“ vorsichtig auf Distanz geht, Erichs Friedensliebe lobt und eine Zensur seines eigenen Programms anbietet, geht ziemlich weit – nichtsdestotrotz so waren sie halt, die Zeiten. Entnommen ist der Brief dem Band „Udo rockt für den Weltfrieden“, den die Stasi-Unterlagenbehörde herausgegeben hat (S.26 ff).

(Matthias Krauß)

„Vielleicht lachen Sie jetzt über mich“ weiterlesen

Ganz andere Menschen

„Liebe ARD, Erfahrung macht klug. Und die gibt uns ein, dass wir uns auf weiteren Schwachsinn freuen können. Bereit sein ist alles.“ So endete meine Rezension eines dieser filmischen DDR-Aufarbeitungs-Schinken mit denen Ostdeutschland seit der Wende belästigt wird. Hohe Erwartungen waren also nicht im Gepäck, als ich die Presse-Voraufführung des neuen Films von Bernd Böhlich „Und der Zukunft zugewandt“ besuchte. Zweifellos ist dieses Werk mit Blick auf den bevorstehenden 30. Jahrestag des Mauerfalls entstanden, und die öffentlich-rechtlichen Sponsoren würden die Musik nicht nur bezahlen, sondern auch bestimmen. Eingangs, d.h. wir warteten auf dem Filmbeginn, bekam ich Gesprächsfetzen der West-Kollegen mit: „Und der Zukunft zugewandt – ist das aus der Hymne der NDR, äh, ich meine natürlich der DDR?“

Ganz andere Menschen weiterlesen