DDR-Weihnachtslieder und der Kampf gegen den Imperialismus
An: Alexander Lasch, Professor für Germanistische Linguistik und Sprachgeschichte an der TU Dresden
Von: Matthias Krauß, Potsdam
Sehr geehrter Herr Professor Lasch,
mit dem zeitlichen Abstand zum Ende der DDR wächst der Unterhaltungswert der öffentlichen Äußerungen über sie. Nun wäre es vergebliche Liebesmüh, allem hinterher wischen zu wollen, was an Ungenauigkeit oder auch Unsinnigkeit da verbreitet wird, wer sich das vornähme, hätte zu nichts anderem mehr Zeit. Auf das Interview, das Sie vor einigen Tagen dem MDR gegeben haben, möchte ich dennoch eingehen und sogar ausführlich, denn es erscheint mir exemplarisch und vom Thema her zu schön, als dass man diese Blume am Wegesrand nicht betrachten und vielleicht auch pflücken sollte.
Sie befassen sich also mit „versteckten Botschaften, die in DDR-Weihnachtsliedern stecken“. Ich weiß, das ist eine Formulierung des Senders selbst, und wenn die Journalistin einleitend davon erzählt, dass man sich in diesem Zusammenhang an die „geflügelte Jahresendfigur“ erinnert, so ist das ebenfalls nicht Ihre Idee gewesen, Herr Lasch. „Erinnern“ können sich daran allenfalls Westdeutsche oder Menschen, die gläubig unter deren geistigen Einfluss geraten sind. Ich habe diese Formulierung in den 28 Jahren meiner DDR-Existenz dort jedenfalls nicht vernommen und meine Freunde, Bekannten und Kollegen auch nicht. Der Weihnachtsengel, er lebe hoch.
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